Fernsehkommissare haben es gut - Euphrosine Theaterverlag Theatertexte Bücher

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Fernsehkommissare haben es gut - Lutz Jahoda

Die beiden in die Jahre gekommenen Mimen Otto Ohlsen (Günter Schubert) und Kuno Kuhn (Uwe Karpa) wollen endlich wieder zurück ins Fernsehen. Am liebsten als Fernsehkommissare. Nur: Das Fernsehen will SIE nicht. Früher waren Sie gefeierte Stars, heute sind sie Rentner und die Naddels und Dieters dieser Welt beherrschen die Bildschirme.
Otto führt ein Leben als braver aber frustrierter Ehemann mit seiner Frau Margot (Heidi Weigelt). Kuno hingegen hält sich als reifer Playboy mit seiner weitaus jüngeren Freundin, dem Model Sandra Senf (Mandy Partzsch), auf Trab.

Als die beiden betagten Mimen wieder einmal ob ihrer beruflichen Situation in Streit geraten, fällt Kuno in Ohnmacht. Merkwürdigerweise erwachen sie beide im Krankenhaus und auch noch im gleichen Zimmer. Genervt von den ständigen Besuchen der Putzfrau Karla Kottuschke (Beate Laaß) schmieden die beiden dort einen Plan für ihre Rückkehr ins Fernsehgeschäft. Blöderweise haben sowohl Otto als auch Kuno jeder seinen eigenen Plan, was die Durchführung dessen erheblich erschwert.
Als dann auch noch Boulevardreporter Johnny Koller (Holger Thews) auftaucht, der Krankenhausdirektor Dagobert Rössl (Dietmar Burkhard) mit Kunos Freundin anbandelt, sich die behandelnde Ärztin Katharina Sprung (Gundula Köster) wiederum an Kuno ranschmeißt und zu guter Letzt auch noch die Nachricht von einem entflohenen Schwerverbrecher die Runde macht, scheint das Chaos endgültig komplett, dem nur noch ein plötzliches Kidnapping den i-Punkt aufsetzt …

Uraufführung: 2. Februar 2007 an der Komödie Dresden

Regie: Holger Böhme
Komposition: Wilfried Peetz
Bühnenbild: Martin Rößling
Kostüme: Sybille Rauchfuß
Regieassistenz: Frank Zeugfang, Rene Moldau
Technischer Direktor: Matthias Ziesch
Technischer Leiter Dresden: Michael Dietze
Ton / Inspizienz: Thorsten Müller / Stefan Böhm
Beleuchtung: Martin Rößling / Timo Fischer
Requisite: Lars Hauswald / Lars Joachim
Maske: Christine Palme
Schneiderei / Ankleiderei: Sybille Rauchfuß
Fassung für Komödie Dresden: Holger Böhme

Besetzung:
Otto Ohlsen: Günter Schubert
Kuno Kuhn: Uwe Karpa
Margot Ohlsen: Heidi Weigelt
Sandra Senf: Mandy Partzsch
Klara Kottuschke: Beate Laaß
Dr. med. Katharina Sprung: Gundula Köster
Dagobert Rössl: Dietmar Burkhard
Johnny Coller: Holger Thews
Ein Kommissar: Rolf Reininger

Theaterschaffenden und Mitgliedern des Deutschen Bühnenvereins bieten wir eine kostenfreie Leseversion.
Bitte kontaktieren Sie uns hier.

Textbuch gebunden

CONNY
(strahlt Sandra an, dreht sie zum Licht und betrachtet sie fachmännisch):
Sandraschätzchen, weißt du, was ich an dir so liebe?
Dass du immer wieder aufs Neue so modisch visuell
orientiert bist. Noch dazu so früh am Morgen.
Da sehen andere Frauen aus, als wären sie unter die
Bürsten einer Straßenkehrmaschine geraten.
SANDRA: Man muss halt an sich arbeiten.
CONNY (entzückt): Wie ein Bildhauer an einer Skulptur.
SANDRA: Die Konkurrenz schläft nicht.
CONNY: Wächst nach wie Unkraut. Ist Kuno da?
SANDRA: Aber ja, er macht sich schön für dich.
CONNY: Wie aufmerksam.
KUNO (kommt ins Zimmer; immer noch mit zerzausten Haaren und
ohne Hosen, hat aber einen kurzen Wintermantel an, so dass noch
die Sockenhalter zu sehen sind): Guten Morgen, Herr Zimt!
CONNY: Ach, du Schreck!
KUNO: Kontrastprogramm! Auch ich bin immer wieder
überraschend visuell orientiert.
CONNY: Hübsch hässlich. Aber gut frisiert.
KUNO (unbeeindruckt): Bringen Sie mir Sandra wohlbehalten wieder.
CONNY: Kann ich nicht für garantieren. Hollywood ante portas.
Franka Potente kann nicht alles spielen.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
SANDRA: Schmeichler. (und zu Kuno) Tschüss, Schnubbeldibub!
KUNO (weltmännisch locker): Bis heut´ Abend im Klub!
(Sandra und Konrad Zimt ab)
KUNO
(geht ans Fenster, überzeugt sich, dass Sandra und Conny aus dem Haus sind, geht
zügig an ein Bild, das er beiseite schwenkt, betätigt das Zahlenschloss eines
Wandtresors, öffnet die Tür, entnimmt dem Safe eine Videokassette, schaltet den
Fernseher an, schiebt die Kassette ein und nickt zufrieden, nachdem das Bild erscheint.
Der Bildschirm ist vom Saal aus nicht zu sehen. Man sieht lediglich die Bildreflexe,
hört aber den Ton, so dass im Zuschauerraum sofort jeder weiß, was für eine
Produktion da läuft.
Kuno, der das Band offenbar schon mehrmals gesehen hat, geht ins Schlafzimmer, hat
dort den Wintermantel ausgezogen und kommt, mit Hemd und Hose bekleidet, zurück
ins Wohnzimmer, widmet dem Bildschirm einen kurzen Blick, geht in die Küche, kommt
mit einem Tablett wieder, macht es sich auf der Couch bequem und verfolgt, genüsslich
frühstückend, das Geschehen auf dem Schirm, schüttelt staunend den Kopf und sagt
kauend):
Applaus, Applaus,
man lernt nie aus!
(Es klingelt anhaltend, zirka 5 Sekunden lang)
Ach du Scheiße!
(Kuno, in Panik, springt auf, schaltet den Fernsehapparat aus, versteckt die leere
Kassettenschachtel unter einem Kissen auf der Couch, geht an die Wohnungstür und
sagt von dort aus):
Ach du bist es.
(und kommt, gefolgt von OTTO OHLSEN, zurück ins Wohnzimmer)
KUNO: Sag mal, hast du unser Zeichen vergessen? Lang, lang,
kurz, kurz, kurz! Und du klingelst wie ein Gerichtsvollzieher!
OTTO: Wieso? Hast du Schulden?
KUNO: Muss ja nicht jeder hier reinschneien.
OTTO: Bin ich vielleicht jeder?
KUNO: Gerade drum solltest du dich an unser Zeichen halten.
OTTO: Ich bin ausgerutscht.
KUNO: Hatten wir nicht ausgemacht, dass du erst am Abend
etwas trinkst?
OTTO: Hatten wir.
KUNO: Und?
OTTO: Ich hatte eine schlaflose Nacht.
KUNO: Und?
OTTO: Da hatte ich mich leise aus dem Bett gestohlen …
KUNO: Wie schon öfter. Warst ins Wohnzimmer gegangen, hast dir die
Kopfhörer aufgesetzt, den Fernseher angemacht und dir einen
Fernsehkrimi nach dem andern reingezogen.
OTTO (nickt)
KUNO: Und was versprichst du dir davon?
Du bohrst nur lustvoll in einer Wunde, die du dir selbst
zugefügt hast und immer wieder neu aufkratzt.
OTTO (ereifert sich): Was sind das nur für Arschlöcher, die diese sogenannten
Castings machen? Casting! Wenn ich das schon höre!
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